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06-01-2020

Bio-Pute lohnt sich! Claudia Hoffarth erzählt

Bio-Puten

Eine wirtschaftliche Mast von Bio-Puten gilt als große Herausforderung. Dem Betrieb Hoffarth gelingt dieses Kunststück, genauso wie eine sehr erfolgreiche Direktvermarktung der Tiere und eine optimale Nutzung der hofeigenen Ställe.

Text und Fotos von Jürgen Beckhoff

"Ich mag keine Gänse. Und außerdem wollte ich keinen Verkaufsstress vor Weihnachten haben." So begründet Claudia Hoffarth ihren Einstieg in die Bio-Putenhaltung, als sie vor 20 Jahren auf der Suche nach einem neuen Betriebszweig war. Ihr Betrieb ist der Naturlandhof Eselsmühle in Lohra bei Marburg, den sie gemeinsam mit ihrem Mann Dieter und ihren Kindern Malte, Felix und Nele leitet. Seit mehreren Jahren sind sie Reudink-Kunden.

Wegen der mäßigen Böden der Region hat sich der Betrieb schon seit langem auf die Tierhaltung spezialisiert, vor allem auf die Zucht von Angus Rindern, Welsh Ponys und auf die Sommerhaltung von Puten. Und das sehr erfolgreich. Anfang 2019 wurde der Hof Eselsmühle von Bundesministerin Julia Klöckner als Sieger beim Bundeswettbewerb Ökologischer Landbau ausgezeichnet.

Die Puten der Rasse B.U.T. Big 6 haben eine Sonderstellung im Betrieb. Denn die knapp sechsmonatige Mast findet nur in den Sommermonaten von Mai bis Oktober statt. Das heißt: Es gibt nur einen Durchgang pro Jahr. Dafür hat Claudia Hoffarth gute Gründe: "Wir wollten unseren Rinderstall auch im Sommer sinnvoll nutzen. Denn diese Zeit verbringt unsere Angus-Mutterkuhherde komplett auf der Weide."

Besondere Hygiene- und Platzkonzepte

Geschlechter getrennt halten

Aufgestallt werden die Puten im Alter von fünf Wochen. "Dann haben sie genügend Federn und können auch mal kühlere Tage im ungeheizten Stall aushalten", erklärt Hoffarth. Der Bezug von Bio-Putenküken ist relativ schwierig, da es nur wenige Anbieter gibt. Die Eselsmühle bezieht ihre Jungputen seit vielen Jahren vom Betrieb Lojdl am Bodensee.

Ganz bewusst mästet der Bio-Betrieb neben Hähnen auch einige Hennen. Die weiblichen Tiere wachsen zwar etwas langsamer und werden nicht so groß und schwer wie die Hähne. Dieser vermeintliche Nachteil ist aber bei der Vermarktung ein Vorteil, da einige Kundinnen und Kunden kleinere Tiere beziehungsweise Putenteile bevorzugen.

Anfangs wurden beide Geschlechter durchgehend zusammengehalten, was aber mit zunehmendem Alter und Beginn der Geschlechtsreife, zu Problemen führte. "Die Hähne sind in Gegenwart von Hennen sehr aggressiv untereinander. Außerdem bespringen sie die Hennen, was häufiger zu Verletzungen führte", berichtet Claudia Hoffarth. Gelöst wurde das Problem durch eine getrennte Haltung der Geschlechter, bei der die Hennen außer Sichtweite der Hähne sind. "Das macht die Hähne deutlich entspannter und es gibt viel weniger Auseinandersetzungen."

Bio-Futter fördert Gesundheit 

Neben der Hygiene ist die Fütterung die größte Herausforderung in der Bio-Mast, da die verfügbaren Rassen ausschließlich für die konventionelle Haltung gezüchtet wurden. Claudia Hoffarth greift auf teures, aber sehr hochwertiges Bio-Futter zurück, mit zwei Energiestufen für die mittlere und späte Mastphase. "Das Futter ist wirklich das letzte, woran man sparen sollte. Das ist bei uns ein wichtiger Garant für die gute Gesundheit der Tiere und damit auch für die Wirtschaftlichkeit der Mast."

Um Kosten zu sparen, aber auch um den Energiegehalt der Ration zu senken, wird im Laufe der Mast zusätzlich eigener Bio-Weizen mit steigenden Anteilen eingemischt. Dass sich dadurch auch das Wachstum der Tiere etwas verlangsamt, ist eine bewusste Entscheidung der Betriebsleiter. "Im Vergleich zur konventionellen Haltung wachsen unsere Tiere deutlich langsamer, aber immer noch sehr schnell", sagt Claudia Hoffarth. "Wir wollen einfach gesunde, vitale Tiere bis zum Schluss. Bei uns sitzt auch am Schlachttag kein Tier mit Liegebeulen oder Knickbeinen im Stall. Das ist uns wichtig."

Aus dem gleichen Grund werden die Tiere auch nicht komplett ausgemästet, sondern nur bis zu einem Schlachtgewicht von maximal 19 Kilogramm bei Hähnen und 12 Kilogramm bei Hennen gehalten.

Direktvermarktung lohnt sich